Schatzräuber und Katzenpsychologie

Ferieninsel ohne Touristen

Die Katze Disse und der kleine Hund Toft leben zusammen beim alten Parkplatzwächter Johan auf der Ostseeinsel Sandkas. Doch plötzlich herrscht Touristenflaute auf Johans Parkplatz, weil ein beißender Geisterhund nächtens sein Unwesen auf der Insel treibt und der Notarzt schon mehrfach anreisen musste, um gebissene Touristen zu versorgen.
Ausbleibende Touristen bedeuten ausbleibende Einnahmen für Johann, und somit sehen Disse und Toft ihre Versorgung mit wohlschmeckendem Katzen- und Hundefutter gefährdet.
Der mittelmäßig begabte Inselpolizist und seine verhasste Töle von Polizeihund sind wenig gewillt, den Beißvorfällen auf den Grund zu gehen, und so müssen Disse und Toft die Ermittlungen selbst übernehmen. Dafür wenden sie sich an den pensionierten Polizeihund Esben, dem Disse mehr zutraut als seinem diensthabenden Nachfolger. Nebenbei bemerkt soll in der Burgruine auf der Insel ein Schatz versteckt sein, was eine vernunftbegabte Katze wie Disse aber für ein Märchen hält.

Die Katze Disse ist die Erzählstimme in diesem Roman und ihre inneren Monologe zelebrieren Katzenpsychologie vom Feinsten.
Die Dialoge zwischen ihr und dem naiven, ewig schwanzwedelnden Toft, über dessen servilen und eifernden Hundecharakter sie abfällig die Nase rümpft, sind besonders in der Hörbuch-Fassung, die von Mechthild Großmann gesprochen wird, ein Genuss. Der drohende Engpass an der Futterfront zwingt Disse jedoch zur Zusammenarbeit, nicht nur mit den Hunden Toft und Esben, sondern auch mit den Schafen von Bauer Castrop, von denen Disse gar nichts anderes als Begriffsstutzigkeit erwartet hat. Nach Überraschungen, Verwicklungen und Verwechslungen kann die beißende Dogge aber entlarvt und zum Hundetrainer geschickt werden, während ihre menschlichen Komplizen verhaftet werden. Es gab nämlich doch einen Schatz in der Burgruine, und weil der zukünftig in einem neu erbauten Inselmuseum ausgestellt wird, kommen auch wieder genug Touristen auf Johans Parkplatz und somit auch genug wohlschmeckendes Katzen- und Hundefutter für Disse und Toft in deren Fressnäpfe.

„Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas“, Wieland Freund, Beltz und Gelberg, 12,95 €
Hörbuch gesprochen von Mechthild Großmann, Hörcompany, 3 CDs, 14,95 €
Ab 7/8 Jahren
Buch und Hörbuch erscheinen im Juli 2014

Ein neues Land

Ganz ohne Worte kommt die Auswanderergeschichte „Ein neues Land“ von Shaun Tan aus, eine Graphic Novel, die auf den ersten Seiten mit vielen kleinen Panels von vertrauten Gegenständen in der alten Heimat und vom Familienleben dort erzählt. Doch zwischen den Häusern wachsen Schatten von bedrohlichem Ausmaß: Koffer packen, Abschied nehmen, Schiffspassage und Ankunft in einem neuen Land, in dem alles anders ist.

Meisterhaft setzt Shaun Tan die Versuche einer Kommunikation zwischen Fremden um, wenn eine gemeinsame Sprache fehlt. Fremde Schriftzeichen auf Plakaten, fremde Tiere, die durch die Luft fliegen oder am Boden hinter unserem Protagonisten hinterher laufen, an all das muss er sich nach und nach gewöhnen.

In einem Skizzenbuch zeichnet er ein Bett, um zu zeigen, dass er eine Herberge braucht. Auch dort hat er überraschend einen eigenartigen Mitbewohner, der sich aber schnell als freundliches Haustier entpuppt.

Kleine Erlebnisse von Gastfreundschaft, Einladungen zu gemeinsamem Essen und am Ende sogar ein Geschenk von den Gastgebern folgen und wechseln sich mit düsteren Momenten in dem neuen Land ab.

Ein Brief kündigt endlich die baldige Ankunft der zurück gelassenen Familienmitglieder an. Als alle wieder zum Essen um den Tisch versammelt sind, umgibt die Familie eine Mischung aus den altvertrauten Gegenständen und den Dingen, die sie im neuen Land erstmalig gesehen haben. Das undefinierbare Haustier aus der ersten Herberge gehört inzwischen zur Familie.

Eine wunderbare Geschichte in ausdrucksstarken Bildern, die sich auch gut als Last Minute-Geschenk zu Weihnachten eignet.

Ein neues Land, Graphic Novel von Shaun Tan, Carlsen Verlag, Paperback, 14,99 €

Architekturgeschichte im Jugendbuch

Blockhütten. Pfahlbauten, Fachwerkhäuser, Fabriken, Sakralbauten, Hochhäuser, – alles, was sich der Mensch an Behausungen gebaut hat, seit er aus den Höhlen ausgezogen ist, wird hier in 27 Kapiteln vorgestellt. Dabei werden die einzelnen Bauten auch anhand von großformatigen farbigen Zeichnungen erklärt, die sowohl die Fassaden als auch das Interieur zeigen. Explosionszeichnung nennt man das, habe ich gerade gelernt, weil die Gebäudeteile so auseinandergeschoben dargestellt sind, als wäre das ganze Gebäude auseinandergeflogen wie bei einer Explosion.

Zum Beispiel blickt man auch in das Innere von Notre Dame, vom Opernhaus in Sydney und dem Centre Pompidou. Auch der Bauhaus-Komplex in Dessau gehört zu den ausgewählten Beispielen, ebenso die Hagia Sophia und das Chrysler Building als Beispiel für einen Wolkenkratzer. Modernes, ökologisch bewusstes Bauen wird anhand des Strohballenhauses in London erklärt, das zwischen 1997 und 2001 enstand.

Gebäude können unsere Stimmung beeinflussen. In manchen fühlt man sich wohl und möchte bleiben, aus anderen möchte man so schnell wie möglich wieder flüchten.
Woran liegt das? Wofür wurde dieses Haus erbaut? Wer wohnt dort? Wer arbeitet dort?
Das einleitende Kapitel „Von der Höhle zum Haus“ geht auf 10 Seiten auch solchen Fragen nach und illustriert Behausungen wie Tipi, Iglu und Beduinenzelt. Wie bekam man Licht in ein Blockhaus, wenn es noch keine Glasscheiben gab. Wie hält man das Herdfeuer im Zaume, wenn alles aus Holz gebaut ist und man es auch warm haben mochte? Wie kann der Rauch abziehen?
Register, Zeitleiste und Glossar beschließen diese Reise durch die Architekturgeschichte.

Große Bauwerke – Die Geschichte der Architektur, Patrick Dillon, Illustrationen von Stephen Biesty, 95 Seiten, Gerstenberg Verlag, 19,95 €

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Rettungsfahrzeuge

Das Riesenlöschfahrzeug, die Mobile Notaufnahme und den fliegenden Feuerlöscher kann man sich im Klappenbuch „Rettungsfahrzeuge“ aus dem Gerstenberg Verlag ansehen. Die Hafenfeuerwehr von New York und andere Superlative unter den Rettungsfahrzeugen werden von Stephen Biesty und Rod Green mit allen technischen Details auf 16 Seiten gezeigt, für Technikfreaks ein El Dorado. Auch bei diesen hochkomplizierten Spezialfahrzeugen kann man Klappen öffnen, um das Innenleben zu studieren…

Rettungsfahrzeuge, Stephen Biesty und Rod Green, Gerstenberg Verlag, 14.95 €

 

Umwelt – Natur -Wälder

Waldtiere und Zootiere im Pappbilderbuch mit Fühl-Elementen aus Filz

Waldtiere für ganz kleine Leser mit langen Ohren aus Filz zum Beispiel beim Hasen oder einer spitzen Mäuseschnauze mit feinen Tasthaaren gibt es in einer neuen Bilderbuch-Reihe im Lingen Verlag. Die Altersangabe „ab 12 Monaten“ stimmt auf jeden Fall für die Illustrationen und die Fühl-Elemente aus Filz, die über die Buchseiten hinausragen und schon deshalb zum Anfassen und Fühlen einladen. Auch Zootiere in bunten Farben gibt es: einen Elefanten mit großem Ohr aus Filz, mit dem er auch richtig wedeln kann, oder ein grünes Krokodil mit langer Schnauze weit über den Rand der Buchseite hinaus.

Die etwas gewollt gereimten Texte überzeugen nicht ganz so, sind aber hinnehmbar. Man kann ja seinen eigenen Text erfinden, und den Kindern bringt das Buch sichtbar viel Spaß. Jeder Band hat einen zusätzlichen Schwerpunkt, wie zum Beispiel Farben bei den Zootieren und Zahlen bei den Waldtieren, was bei der Altersangabe vielleicht eher „auf Zuwachs“ gedacht sein könnte. Die Bücher sind stabil, halten einiges aus und werden wohl einige Jahre im Kinderzimmer überleben. Insofern also eine interessante Lektüre zum intensiven Anfassen.

Waldtiere – Mein kleines Fühlbuch, Wir lernen Zahlen, Pappe mit Filzteilen zum Fühlen, 7,95 €
Zootiere – Mein kleines Fühlbuch, Wir lernen Farben, Pappe mit Filzteilen zum Fühlen, 7.95 €
Reihe „Mein kleines Fühlbuch“ im Lingen Verlag, ab 12 Monaten

 

Wilde Wälder – Lebendiger Boden

Mit den riesigen Küstenmammutbäumen in Kalifornien beginnt diese Einführung in die Lebensgemeinschaft Wald mit seinen großen und kleinen Pflanzen und Tieren. Die genauen Standorte von den ca. 115 Meter hohen Baumriesen, die sogar Eigennamen bekommen, werden nicht veröffentlicht, damit die Bäume ihre Ruhe vor schädigendem Massentourismus haben.
Auch in unsere heimischen Wälder geht es: Füchse, Dachse und andere Waldbewohner werden beim Höhlenbau und bei ihrem alltäglichen Waldleben mit Nahrungsbeschaffung und Jungenaufzucht beschrieben, ebenso wie die emsigen Ameisen und allerlei anderes kleines Getier.

Im zweiten Hörspiel auf dieser CD wird beschrieben, wie aus hartem Gestein über die Jahrtausende ganz allmählich fruchtbarer Boden wird, wer dann alles in der oberen Humusschicht lebt und den Boden fruchtbar macht: Maulwürfe, die sich durch die Erde wühlen, um Gänge und Wohnhöhlen anzulegen, Regenwürmer, die ganz schmale Gänge bohren und so für Belüftung und gute Bewässerung sorgen und Mikroorganismen, die man nur unter dem Mikroskop sehen kann. Die beiden Hörspiele auf dieser CD bieten gut aufbereitetes Wissen für Kinder, die Fragen beim Naturspaziergang und beim Gärtnern haben.

„Wilde Wälder – Lebendiger Boden“
WAS IST WAS – Hörspiel-CD, ab 6 Jahren,
Tessloff Verlag, 7,99 €